DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2194-1823.1995.12 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2194-1823 |
Ausgabe / Jahr: | 12 / 1995 |
Veröffentlicht: | 1995-03-01 |
Viele Probleme, die mit dem Thema Phonetik zusammenhängen, werden in diesem Heft angesprochen – sicher oft aus dem (engen?) Erfahrungsbereich der Autoren und Autorinnen gesehen. Wie ist die Situation in anderen Institutionen, in anderen Ländern, bei anderen Lehrenden und Lernenden?
Am 25. und 26. Februar 1993 fand am Goethe-Institut in München ein Kolloquium „Zur Rolle der Phonetik im Bereich Deutsch als Fremdsprache“ statt. Die TeilnehmerInnen – u.a. FremdsprachenlehrerInnen, HochschullehrerInnen und LehrbuchautorInnen – kamen aufgrund theoretischer und empirischer Untersuchungsergebnisse zur Schlußfolgerung, daß die Phonetik mit ihren Teilgebieten Artikulation, Intonation und Sprechausdruck im Fremdsprachenunterricht Deutsch vernachlässigt wird.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Eliza Doolittle, dem Blumenmädchen aus Shaws „Pygmalion“. Eliza sprach den Dialekt der armen, ungebildeten Leute einer Londoner Vorstadt. Durch eine Wette des Phonetikprofessors Higgins lernte sie eine Aussprache, mit der sie schon nach wenigen Wochen als Dame in der Öffentlichkeit auftreten konnte – nichts erinnerte mehr an ihre sprachliche Herkunft. Ein Märchen, doch voller Bezüge zu unserem Thema. Denn die Probleme sind vergleichbar.
Am Anfang ist ... ein Lehrer oder eine Lehrerin. Sie müssen Neues versuchen, unkonventionelle Wege gehen, sie zunächst an sich selbst ausprobieren. Anstöße dazu – ein wenig provozierend – geben Wolfgang R. Fischer und Eva Hanke von der Arbeitsgruppe „Aussprache“ am Goethe-Institut Lyon.
(Aus-)Sprechen ist viel mehr als die Bildung und Kombination von Lauten, es ist verbunden mit Atmung, Bewegung und Emotion. Beispiele aus der Schauspielarbeit zeigen, wie man über das Fühlen und Spielen zum richtigen Sprechausdruck findet.
Verschiedene Muttersprachen in einer Gruppe machen den Unterricht interessant. Aus phonetischer Sicht gibt es aber vieles zu bedenken. Es ist nicht so einfach, Übungsinhalte und -formen zu finden, die für alle Lernenden – bei ihren unterschiedlichen Schwierigkeiten – gleichermaßen interessant und wirkungsvoll sind.
Mit Einfühlungsvermögen und Ideen können „trockene“ phonetische Korrekturen in Spiele verwandelt werden, die Lernenden (und Lehrenden) Spaß machen, die motivieren und einen anhaltenden Lerneffekt erzielen.
Die hier für das Sprachenpaar Französisch – Deutsch dargestellten „Stolpersteine“ und vor allem die ganzheitlich und kraftvoll angelegten Techniken, sie beiseite zu räumen, lassen sich sehr gut auf andere Lerngruppen übertragen. Man atme tief ein, und los geht es...
Das wohl charakteristischste Merkmal einer Sprache ist ihr Rhythmus. Er bestimmt mit dem Wechsel von Betontheit und Unbetontheit, Gespanntheit und Ungespanntheit auch den typischen Klang des Deutschen. Es gibt bisher nur wenige Ansätze, den Rhythmus im Deutschunterricht zu beschreiben und zu erarbeiten. Neben den folgenden, mehr theorieorientierten Bemerkungen werden im Beitrag von Ines Bose Übungen zum deutschen Rhythmus vorgestellt.
Wie bewertet man Aussprachefehler? Welche Maßstäbe setzt man an? Wie soll ein Test aussehen? Diese Fragen wurden in der Fremdsprachendidaktik nur selten aufgegriffen, jeder Lehrer, jede Lehrerin muß sie aber für den eigenen Unterricht beantworten. Der folgende Beitrag stellt Probleme und Lösungen zur Diskussion.
Die folgenden sechs Beiträge enthalten Übungsangebote in Form von Lektionen zu jeweils einem Schwerpunkt. Im Mittelpunkt stehen Melodie, Rhythmus und Akzentuierung, weil sie a) für Lernende fast aller Ausgangssprachen Probleme darstellen, b) in Lehrmaterialien bisher nur ungenügend behandelt werden und c) für das Verstehen und Verstanden werden besonders wichtig sind.
Vielfach und eindringlich wurde empfohlen, daß die Arbeit an Akzentuierung, Rhythmus und Melodie im Unterricht Deutsch als Fremdsprache gegenüber der Übung an Einzellauten eine vorrangige Rolle spielen sollte. Aber noch immer, das zeigen Lehrmaterialien und Unterrichtspraxis, wird diesen Eigenschaften der Sprache und insbesondere der Sprechmelodie zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl der Erfolg mündlicher Kommunikation nicht zuletzt auch von deren angemessenem Gebrauch abhängt.
Jeder Sprache ist eine spezifische Rhythmisierung eigen, die von Fremdsprachenlernenden wahrgenommen, erfühlt, angeeignet und produziert werden muß, wenn die Fremdsprache „aus ihrem Mund“ einigermaßen echt klingen soll. Das Deutsche hat einen stoßenden, ruckhaften Rhythmus, der durch den starken Kontrast zwischen akzentuierten und nichtakzentuierten Silben entsteht. In den unbetonten Silben fallen Lautheit, Tonhöhe, Tempo und Artikulationspräzision deutlich ab.
Im folgenden präsentieren wir Texte und Übungen zur Akzentuierung. Dabei legen wir besonderes Gewicht auf Wahrnehmung und Bewußtmachung der Regularitäten. Unter Bewußtmachung verstehen wir eine „Kognitivierung“ im Sinne der kognitiven Psycholinguistik, also eine möglichst plausible Repräsentation der Regularitäten im Gedächtnis der Lernenden.
Der Wortakzent prägt ganz entscheidend Klang und Rhythmus der deutschen Sprache. Die richtigen Silben hervorzuheben und dafür die richtigen Mittel einzusetzen (Lautstärke, Tonhöhe, Dauer), fällt manchen Lernenden sehr schwer. Hier werden Übungen vorgestellt, mit denen spielerisch und zugleich bewußt an der Wortakzentuierung gearbeitet werden kann. Beim Sprechen der betonten Silben sollten die Lernenden den Rhythmus mit den Händen schlagen.
In vielen Sprachen gibt es keine Ö- und Ü-Laute, und die Lernenden haben Schwierigkeiten, diese Laute richtig zu hören und auszusprechen. Eine Möglichkeit, die Lautbildung bewußtzumachen, ist, von den E- und I-Lauten auszugehen und – ohne die Mundöffnung und Zungenstellung zu verändern – jeweils die Lippen nach vorn zu stülpen. Das kann mit dem Spiegel kontrolliert und mit Handbewegungen unterstützt werden. Die folgenden Übungen sollen helfen, Wahrnehmung und Artikulation anzubahnen und zu automatisieren.
Es gibt im Deutschen zahlreiche Verbindungen von zwei, drei oder auch mehr Konsonanten (z.B. braun, Stein, Straße, Kopf, Wurst usw.). Einige dieser Konsonantenverbindungen verdienen im Phonetikunterricht Deutsch als Fremdsprache besondere Aufmerksamkeit, weil sie für Lernende verschiedener Muttersprachen schwer zu realisieren sind.
Viele Phonetiker propagieren, daß die Lernenden ein möglichst „lautreines“, „korrektes“ Deutsch erwerben sollen, eventuell sogar „korrekter“ als das des Lehrers. Auch der Lehrer sollte „unmarkiertes“ Deutsch sprechen und die Lernenden auf die „korrekten“ Formen verweisen. Seit langem schon gibt es jedoch auch Gegenpositionen, die davon ausgehen, daß es für die deutsche Sprache den einen, korrekten Standard nicht gibt.
+++ Wörterbuch+++ Publikationen für die Unterrichtenden +++ Phonetik-Materialien für den Unterricht +++ Lehrwerke +++
Einige Regeln zu den Laut-Buchstaben-Beziehungen
+++ Jahrestagung des FaDaf (Fachverband in Dresden/ Deutsch als Fremdsprache) +++ IX. Weltkongreß der Internationalen in Vancouver/ Vereinigung für germanische Sprach- und Literaturwissenschaft (IVG) +++ 16. Kongreß für Fremdsprachendidaktik in Halle +++ Internationale Forschungszentren Kulturwissenschaften +++
Die Unterscheidung „Uhr - Stunde" bereitet vielen Lernenden Schwierigkeiten. Sie wurde als Problem auch in unserer Umfrage genannt. Das Problem entsteht für die Sprecher solcher Sprachen, in denen es für die beiden deutschen Begriffe nur ein Wort gibt.
Gert Henrici/Claudia Riemer (Hrsg.) mit Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache Bielefeld- Jena: Einführung in die Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen. 2 Bände, zus. 583 Seiten. Schneider Verlag Hohengehren: Baltmannsweiler 1994.
Sigrid Müller/Claudia Fuchs Handbuch zur nichtsexistischen Sprachverwendung in öffentlichen Texten. (Tb 1690) Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt/M. 1993.
Renate Luscher: Deutschland nach der Wende. Daten. Texte. Aufgaben. Für Deutsch als Fremdsprache. Verlag für Deutsch: Ismaning/München 1994.
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